Der nächste Stop liegt etwas ausserhalb von Port Douglas auf dem Campingplatz der Kette Big4. Ein toller Platz, schön, sauber und ruhig. Das Städtchen selbst soll wohlhabend sein, hat Jens erfahren. Wir erwarten etwas Schicki-Micki-Athmosphäre, es ist jedoch ein hübscher Ort mit schönem Strand. Dort kaufen wir ein paar Dinge ein und essen Feines, was das Meer hergibt.
Steven, welcher uns den Campervan übergeben hat, hat uns empfohlen einen Abstecher in die Atherthon Tablelands zu machen. Wir fahren also einige Kilometer nördlich, bevor wir Richtung Südwesten in die Hochebene abbiegen. Innert Kürze gewinnen wir an Höhe, so dass wir auf ca. 800 müM sind. Anfangs ist die Landschaft noch grün, später wird sie immer trockener. Auch angekokelte Wälder säumen den Weg sowie viele Termitenhügel. Dank des Tipps einer Verkäuferin in Port Douglas erreichen wir den Lake Eacham bzw. den nahegelegenen Campingplatz nach ca. 3-stündiger Fahrt. Ein entspannter Australier mit schwer verständlichem Dialekt heisst uns gegen 18 Uhr willkommen (it’s really nice spricht er aus wie noise :-)) Der Campingplatz ist idyllisch gelegen und sehr einfach, hat aber alles, was uns notwendig erscheint. Kaum angekommen beginnt ein ohrenbetäubendes Geräusch, das von überall und nirgends zu ertönen scheint. Es ist höchst unangenehm, als würde man unter einer Starkstromleitung stehen und dies mal Faktor 50. Susan und Neill, ein australisches Paar, klären uns auf, dass dieses Geräusch von den Zikadenmännchen herrühre, die jeweils nach Sonnenuntergang um Weibchen werben. Zum Glück ist das Spektakel nach ca. 30 Minuten vorüber. Neil meint: „Welcome to Australia!“
Am kommenden Tag wollen wir um den Lake Eacham wandern. Es gibt ein Rundweg mit Infotafeln zu Tieren und Pflanzen, die in der Gegend heimisch sind. Wir sehen einige, z.B. wieder die gelb-rot-schwarzen Buschhühner. Eines davon scharrt auf dem Wanderweg mit seinen Füssen Laub hinter sich weg. Wir wissen nicht, ob es diese für sein Nest bräuchte oder ob es uns verjagen will, wie es Jens interpretiert 🙂 Von einer Plattform können wir wunderbar kleine Schildkröten beim Tauchen beobachten. Jens entdeckt mit dem Feldstecher sogar einen sehr gut getarnten Wasseragame, der sich auf einem Ast sonnt. Auf der hinteren Seite des Sees gibt es eindrucksvolle Bäume mit vielen Wurzeln, welche einem Vorhang gleichen. Ein „Freshie“, also ein Süsswasserkrokodil, soll in dem See wohnen. Diese Art sei aber nicht territorial und greifen daher Menschen in der Regel nicht an. Na dann nichts wie los, ab ins Wasser!
Am Nachmittag verrichten wir verschiedene Dinge wie Wäsche waschen, fulänze, kochen. Nun haben wir schon etwas Wissensvorsprung den neuen Campingplatznachbarn gegenüber, welche das komische Zirpen der Zikaden erschrocken wahrnehmen. Wir können sie aufklären. 🙂
Ein neuer Tag bricht an. Heute verlassen wir die Region Lake Eacham und Tablelands und gehen wieder an die Küste. Als erstes besuchen wir die Curtain Fig Tree. Das ist ein Baum, auf dessen Äste neue Bäume gewachsen sind und Wurzeln bis auf den Boden wachsen liessen. Dieses riesige Gebilde gleicht dann wirklich einem Vorhang, wie der Name verrät. Es ist eine Herausforderung, dieses mächtige Wirrwarr aus Wurzeln einigermassen gelungen mit dem Fotoapparat abzulichten!
Wiederum durch einen Tipp erfahren wir von einem Park in Millaa Millaa (was für ein klingender Name für eine Ortschaft), wo man Schnabeltiere beobachten kann. Es erwartet uns ein kleines Bistro mit einem jungen Mann hinter dem Verkaufstresen. Er meint, dass wir nach der Beobachtung bezahlen müssten und dies nur im Falle, wenn wir die Tiere tatsächlich gesehen hätten. Nach einer geringen Wartezeit bringt er uns zu einem grösseren Weiher, wo die Schnabeltiere wohnen sollen. Er erwähnt mehrmals, dass dies das zweitseltenste Tier der Welt sei (?!), es müsse den ganzen Tag fressen, weil es keinen Magen habe und die Nahrung deshalb bald wieder ausgeschieden werde. Aufsteigende Luftblasen weisen auf die Anwesenheit des Tieres hin. Nach diesen und einigen weiteren Informationen verlässt er uns wieder. Wir bleiben in der brütenden Hitze stehen und warten geduldig. Und siehe da, nach einiger Zeit zeigt sich ein Platypus ca. 6-7 Male. Wir verfolgen ihn gebannt mit dem Feldstecher. Überwältigend, so ein altertümliches und seltenes Tier in der Freiheit zu sehen. Ganz berauscht kommen wir zurück und bezahlen die 8.50 AUD.
Die Millaa Millaa Falls scheinen uns daraufhin nichts Besonderes. Wir halten die Wasserfälle auf ein paar Fotos fest und fahren weiter. Die Strasse führt uns mal hoch, mal runter, jedoch ein bisschen mehr runter als hoch, so dass fast unbemerkt bald wieder in Küstennähe sind. Dort in der Gegend wird viel Zuckerrohr angebaut.
In Rollingstones bleiben wir über Nacht, ein Tipp von Nell. Eine gepflegte Campingplatzanlage, und wir haben einen Platz direkt am Strand! Wie berauschend! Und nachts auch ein bisschen gruselig angesichts der Tatsache, dass die Krokodile manchmal auch an Land kommen…